„Betrifft: ‚Große Kunstausstellung‘ im Frühjahr 1949“ – Julia Reich über neue Primärquellen zum Münchner Ausstellungsbetrieb der frühen Nachkriegszeit

München, Haus der Kunst, 8. September 1949: Vor einem abstrakten Werk von Ernst Wilhelm Nay steht Pfeife rauchend der Maler Adolf Hartmann (1900–1972), Präsident der Ausstellungsleitung München e.V., umringt von gut gelaunten Kollegen und Honoratioren. Sie eröffnen die erste Große Münchner Kunstausstellung nach Kriegsende. Viele der Künstler*innen, die insgesamt mehr als 500 Werke zeigten, waren unter der nationalsozialistischen Diktatur zwölf Jahre lang als „entartet“ diffamiert worden, etwa Max Beckmann, Otto Dix, Karl Schmidt-Rottluff, Karl Caspar und dessen Frau Maria Caspar-Filser.

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Ann-Kathrin Fischer über „Der David hat Verspätung“ – Statuen nach Michelangelo in der Druckgraphik der Frühen Neuzeit

Schon gesehen?

Die Ausstellung Michelangelo 550! Bilder des ‚Göttlichen‘ in der Druckgraphik, die von Januar bis März 2025 im Zentralinstitut für Kunstgeschichte gezeigt wurde, ist nun dauerhaft digital über die Deutsche Digitale Bibliothek zu erleben.
Die virtuelle Ausstellung beleuchtet die Rezeption Michelangelos in der Druckgraphik seit dem 16. Jahrhundert und zeigt, wie sich seine Werke sowie sein Künstlerbild in druckgraphischen Medien verbreiteten und wandelten.
Der folgende Blogbeitrag ergänzt insbesondere Sektion IV der Ausstellung.

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Ulrich Pfisterer über „Michelangelo ist der Grösste!” Ein farbiger Handkupferdruck der Firma Braun & Co. (nach 1913)

Der große Michelangelo sollte die Kunstdruckanstalt Braun & Co. im Elsass retten. Und zwar in Gestalt eines kolorierten Handkupferdrucks mit der Szene der Erschaffung Adams von der Sixtinischen Decke – angesichts der imposanten Maße von 135 x 65 cm eine drucktechnisch-handwerkliche Meisterleistung (Abb. 1). Wie kam es dazu?

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Wanderstraßen der Antike. Ann-Kathrin Fischer über die (ikonographischen) Darstellungsspielräume der Figur des Herkules in der Druckgraphik

Die Ausstellung „Wanderstraßen der Antike. Gedruckte Bilderschätze der Frühen Neuzeit“ ist bis zum 10. Januar 2024 am ZI in München zu sehen.

Bernard de Montfaucon folgt in seinem L‘Antiquité expliquée – einer „Bilder-Enzyklopädie“ von Antiken-Darstellungen, die von 1719 bis 1724 in 15 Folio-Bänden und mit über 1.000 Kupferstich-Tafeln in Paris publiziert wurde – auch den „Wanderstraßen“ (vgl. Blogbeitrag: Timo Strauch über „Wanderstraßen der Antike“ (11.12.2024)) der Herkulesdarstellungen. In zehn Kapiteln des zweiten Bandes werden ganze 88 Darstellungen des Heros gezeigt. Sie reichen vom jungen Herkules mit der Schlange (Taf. 123) bis hin zum Herkules Farnese (Taf. 125). Ergänzend dokumentieren zahlreiche Abbildungen seine Heldentaten (Taf. 126, 127, 131–133). Weitere stellen Herkules in seiner Funktion als Musagetes, den Gefährten und Beschützer der Musen, dar wie Taf. 137, die später in der im Umfang reduzierten deutschen Ausgabe von 1757 wiederholt wird (Abb. 1).

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Timo Strauch über Wanderstraßen der Antike

Die Ausstellung „Wanderstraßen der Antike. Gedruckte Bilderschätze der Frühen Neuzeit“ ist bis zum 10. Januar 2024 am ZI in München zu sehen.

Dicht gedrängt und in strahlendem Weiß präsentieren sich die Gipsabgüsse hunderter antiker Kunstwerke im nördlichen Lichthof des Hauses der Kulturinstitute und vermitteln den Besucher*innen gleichsam handgreiflich die Bedeutung, welche der Kenntnis und der Vertrautheit mit diesen Abbildern von Göttern, Helden und Themen der Kulturen des Altertums schon immer zugemessen wurde. Viel länger als der wegen seiner Fertigungsweise echte Originaltreue garantierende Abguss dienten dazu allerdings die verschiedenen Erscheinungsformen der Druckgrafik, von denen nun eine exemplarische Auswahl in der von Ulrich Pfisterer und Ann-Kathrin Fischer kuratierten Vitrinenausstellung Wanderstraßen der Antike. Gedruckte Bilderschätze der Frühen Neuzeit gezeigt wird (Abb. 1).

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Travelling Back: Eine erneute Betrachtung der (Wissens-)Transfers zwischen München und Brasilien im 19. Jh.

SABRINA MOURA

>> Eine englische Übersetzung des Beitrags ist auf dem Blog des Käte Hamburger Forschungszentrums global dis:connect veröffentlicht. >>

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Ulrike Keuper zu den „unschuldigen Betrügereien“ des Bernard Picart

Bei Druckgrafik nach Handzeichnungen galt in der Regel alle Aufmerksamkeit den abgebildeten Zeichnungen, während deren Reproduktion selbst und somit die Kunstfertigkeit der Stecher*innen nicht wahrnehmbar sein sollten. Das 1734 postum in Amsterdam erschienene Mappenwerk „Impostures innocentes“ („Unschuldige Betrügereien“ oder: „Täuschungen“) des aus Paris stammenden Radierers Bernard Picart (1673–1733) (Abb. 1) bildet eine bemerkenswerte Ausnahme hiervon. Hinter dem, wie es im Titel weiter heißt, „Recueil d’estampes d’apres divers peintres illustres, tels que Rafael, Le Guide, Carlo Maratti, Le Poussin, Rembrandt, &c.“, verbirgt sich ein raffiniert konstruierter Œuvrekatalog, der vor allem die Lebensleistung Picarts als Zeichner, Reproduktionsstecher und Kenner in den Mittelpunkt rückt – und zugleich eine Apologie des „modernen“ Reproduktionsstichs in Wort und Bild vorlegt.

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Hannah Goetze über Reisen nach Neapel, mit Büchern im Kopf und in der Hand

Zu viele Italienreiseführer, -reisende und -berichte gab es wohl schon immer; schon 1791 gar so viele, dass Thomas Martyn sich beim Verfassen des seinigen zu einer initialen Rechtfertigung gedrängt fühlt, warum es denn eines weiteren überhaupt bedürfe: „It will naturally be asked, why we have more travels into Italy, when we have had too many already?“ (Thomas Martyn: A Tour through Italy. …, London 1791, S. iii).

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Spiegel der Gewalt: Elisabeth Schulte über Harald Pickerts Zyklus „Pestbeulen Europas“

Eine nackte Frau betrachtet sich in einem kleinen Spiegel. Im Haar trägt sie ein Diadem und ihre rechte Hand ist kokett an den Hals gelegt.
Ob ihr gefällt, was sie im Spiegel sieht? Ist sie sich bewusst, dass sie ausgemergelt wirkt, dass ihre Beine von eiternden und schmerzenden Wunden übersät sind?
Hat sie die drei an Galgen baumelnden Figuren im Hintergrund bemerkt?

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Jörn Wendland zu einem Blatt aus dem Zyklus „Die Pestbeulen Europas. Naziterror in Konzentrationslagern, 1939-45“ von Harald Pickert

Der Kampf des Menschen gegen einen schier übermächtigen Gegner – Harald Pickert hat ihn aufgenommen. Nicht nur als politischer Gefangener, der in verschiedenen nationalsozialistischen Zwangslagern, darunter die Konzentrationslager Dachau und Mauthausen, inhaftiert war. Sondern auch als Künstler, der nach seiner Befreiung um den richtigen Ausdruck kämpfte, Menschen, die nicht in den Lagern gewesen waren, zu informieren und zu bewegen. In den Entwürfen zu seinem geplanten Radierungszyklus „Pestbeulen Europas“ sehen wir ein solches Ringen.

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