Was Nutzer:innen wollen – Nadine Raddatz zu Bilddatenbanken im Praxistest

Bilddatenbanken ermöglichen es Museen, Archiven, Bibliotheken und anderen kulturellen Einrichtungen, ihre Bestände digital zu erfassen, zu organisieren und weltweit zugänglich zu machen. Das Zentralinstitut für Kunstgeschichte als kunsthistorische Forschungsinstitution nutzt dieses Instrumentarium, um nicht nur die eigenen Sammlungen zu präsentieren, sondern auch die Daten für die Forschung verfügbar zu machen. Die Anforderungen an Bilddatenbanken sind in den letzten Jahren stark gestiegen – durch die zunehmende Digital Literacy erwarten die Nutzer:innen mehr als nur Abbildungen.

Mit dem Projekt kunst.bild.daten war von Anfang an das Ziel verbunden, eine Infrastruktur für die über 1 Mio. Bildmedieneinheiten der Photothek zu schaffen und knapp 200.000 Fotografien online zugänglich zu machen. Bis Ende 2025 werden die Inventare zu ca. 700.000 Objekten ausgewertet, deren Metadaten den Grundstock für die inhaltliche Erschließung bilden. Wie bereits bei den bis 2024 online zugänglich gemachten 111.000 Objekten auf Google Arts & Culture zeigt sich, dass die gezielte Auffindbarkeit ebenso entscheidend ist wie die Generierung der Daten selbst. Umfangreiche Metadaten sind dafür essenziell, aber nicht ausreichend.

Im Projekt kunst.bild.daten geht es daher nicht nur um die Erzeugung von Daten und Infrastrukturen, sondern auch darum, Leitlinien zu entwickeln, die die Interessen der wissenschaftliche Community und der breiteren Öffentlichkeit berücksichtigen. Dafür wurden nicht nur externe Angebote anderer Institutionen (wie etwa von Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft kunsthistorischer Bildarchive und Fototheken, z.B. der Bildindex oder die Deutsche Fotothek) analysiert, sondern potenzielle Nutzer:innen auch direkt befragt. Bisher gibt es nur wenige Studien, in denen die Nutzenden von Bilddatenbanken befragt wurden – erwähnt sei hier Sonja Grassers umfangreiche Studie von 2023: „Digitale Sammlungen. Anforderungen an das digitalisierte Kulturerbe.“.

Im Juni und Juli 2025 führte das Projektteam des ZI daher drei Online-Umfragen durch: zwei kleinere Testläufe mit 42 Studierenden der Kunstgeschichte an der LMU und 21 Mitarbeitende/Fellows des ZI sowie eine größere Umfrage mit 214 Teilnehmenden, beworben über diverse Kanäle des ZI. Die Ergebnisse werden im Folgenden analysiert und mit den ursprünglichen Annahmen verglichen. Umfrage 3 umfasste neun Fragen, teils mit Mehrfachantworten.

Auswertung der Umfrageergebnisse

Von den 214 Befragten fühlen sich 160 Personen, also knapp 75 %, der Gruppe „Kunst-/Kulturwissenschaftler:in“ zugehörig. Somit haben vor allem Personen mit einem primären Forschungsinteresse, die auch die Hauptzielgruppe der zukünftigen Bilddatenbank der Photothek bilden sollen, teilgenommen.

Balkendiagramm
Abbildung 1: Gruppenzugehörigkeit der Befragten; Mehrfachantworten möglich.

Über 51 % der Befragten können als regelmäßige Nutzer:innen angesehen werden, die wöchentlich Bilddatenbanken konsultieren. 31,8 % gaben an, diese monatlich und 15,9 % jährlich zwei- bis dreimal zu nutzen. Dabei interessieren sich die Befragten nicht nur für das Herunterladen von Bildern zu Recherchezwecken (33,1 %), sondern auch für allgemeine Fragen der Informationsbeschaffung und das Browsen durch Metadaten (29,7 %). Erst danach folgt das konkrete Interesse, eine Abbildung für eine Publikation zu verwenden (18,8 %), gefolgt vom reinen Stöbern (11,4 %) oder der Nutzung von Abbildungen zu privaten Zwecken (7,0 %). Bei den Studierenden aus Umfrage 1 steht mit 90,5 % die Suche nach Abbildungen für Referate und Hausarbeiten im Vordergrund.

Auf die Frage, welche Bilddatenbank die Befragten regelmäßig nutzen, wurden verschiedene Angebote genannt. Auf den ersten drei Plätzen liegen Wikimedia Commons (16,3 % bzw. 136 Antworten), die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) (12,9 % bzw. 108 Antworten) und der Bildindex (10,4 % bzw. 87 Antworten).

Kuchendiagramm
Abbildung 2: Regelmäßig genutzte Bilddatenbanken in Prozent, namentlich der 12 häufigsten; Mehrfachantworten möglich.

Das Bildarchiv prometheus lag bei den befragten Studierenden aus Umfrage 1 mit 83,3 % deutlich vorne, dicht gefolgt von Wikimedia Commons mit 73,8 %, während keine der 42 Befragten die DDB nannte.

Bei der Frage, wo die Teilnehmenden der Umfrage zuerst suchen, wenn sie eine Abbildung benötigen (Single-Choice-Frage), war die Verteilung eindeutiger: 58,9 % schauen zunächst in Browsersuchmaschinen nach, 16,9 % auf Wikipedia/Wikimedia und 7,8 % geben an, als erstes in der Literatur (digital oder Print) nachzuschlagen. Alle weiteren Antworten, wie beispielsweise die Suche in bestimmten Museums- oder Forschungsdatenbanken, erzielten weniger als 3 %.

Die nächsten beiden Fragen zielten mehr auf die Features der Angebote digitaler Sammlungen ab. Zunächst sollte die Wichtigkeit bestimmter Eigenschaften auf einer Skala von „unwichtig“ bis „sehr wichtig“ bewertet werden. Knapp 100 Teilnehmende bewerteten die Eigenschaften „mit wenigen Klicks hochauflösende Bilder herunterladen“, „persistenter Zitierlink“ und „weiterführende Informationen zu den Bildinhalten“ als sehr wichtig. Auch „vorformulierte Texte für Bildnachweise“ und „Bilder mit Bildern suchen“ wurden generell als wichtig eingeschätzt. Als eher unwichtig bis egal empfanden die Befragten hingegen die Optionen „Suchergebnisse teilen können“, „Visualisierungen (durch Karten oder Zeitstrahl)“, „mehrsprachige Metadaten“, „gezielte Bildanfrage zu einer Abbildung“ und „zusätzliche kuratierte Inhalte“. Bei diesen Antworten ist zu berücksichtigen, dass die Umfrage nicht in einem internationalen und daher mehrsprachigen oder publizistischen und daher professionell an Bildanfragen interessierten Umfeld durchgeführt wurde.

Bei der Frage, was die Teilnehmenden an ihren regelmäßig besuchten Bilddatenbanken am meisten frustrierte, zeigen sich gewisse Parallelen zur vorherigen Frage. Die größten Ärgernisse waren „Unklarheiten darüber, wie die Suche funktioniert“, „Unklarheiten über die Nachnutzungsbedingungen“ sowie „zu geringe Bildauflösung“. Eher frustrierend empfanden die Befragten „zu viele Dubletten“, „zu wenige Metadaten“ und „keine Sortierfunktion (nur Filterfunktion)“. Uneindeutiger waren die Ergebnisse bei „zu viele Suchergebnisse“. „Nur Schwarz-Weiß-Bilder“ wurden hingegen kaum bis gar nicht negativ wahrgenommen, was der Photothek mit ihren dokumentarischen s/w-Fotografien zu Objekten der Kunstgeschichte entgegenkommt.

Bei der Frage, was an der regelmäßig genutzten Bilddatenbank verbessert werden könnte, wurden zahlreiche Vorschläge im Freitextfeld gemacht, die für die weiteren Überlegungen zur Gestaltung der digitalen Angebote der Photothek nützlich sind. Sie betreffen folgende Themenkomplexe: Einsatz von KI, Nutzen von Metadatenstandards und Schnittstellen, Linked-Open-Data, Bereitstellung hochauflösender Bilddateien, Datenbank-Suchoptimierungen und Vereinfachung der Nachnutzung. Dies deckt sich in Teilen auch mit den FAIR principles (findability, accessibility, interoperability und reusability) für wissenschaftliche Forschungsdaten.

Die letzte Frage versuchte zu ermitteln, inwieweit Nutzer:innen Bilddatenbanken primär als erste Informationsquelle zu Bau- und Kunstwerken verwenden, anstatt sie nur für die Suche nach einer spezifischen Abbildung zu nutzen. Die Fragestellung zielte darauf ab zu erfahren, ob Nutzer:innen eher einen strukturierten Datensatz pro Objekt bevorzugen, über den sie zu den zugehörigen Bildern gelangen, anstatt durch eine (möglicherweise ungeordnete) Vielzahl von Abbildungen zu navigieren. Die Auswertung der Antworten deutet darauf hin, dass diese Präferenz bei der Datenmodellierung berücksichtigt werden sollte.

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Was Bilddatenbanken leisten sollen

Bilden die 214 Befragten auch nur einen kleinen Ausschnitt der zukünftigen Nutzer:innenschaft der digitalen Sammlung der Photothek, so liefert ihre Rückmeldung dennoch wertvolle Hinweise für die Weiterentwicklung des Projekts. Die Ergebnisse zeigen, dass bestimmte Grundfunktionen – wie der unkomplizierte Download hochauflösender Bilder, transparente Nachnutzungsbedingungen und verlässliche Zitiermöglichkeiten – nicht als Zusatz, sondern als essenzielle Bestandteile einer modernen Bilddatenbank wahrgenommen werden.

Gleichzeitig wurde deutlich, dass innovative Features wie Visualisierungen zwar Interesse wecken, aber eher als „Nice-to-have“ eingestuft werden müssen. Dies erlaubt dem Projektteam, Aufgaben zu priorisieren und zunächst auf die Verbesserung der grundlegenden Funktionalitäten zu setzen.

Langfristig wird es darum gehen, die digitale Sammlung nicht nur als statisches Abbild eines analogen Bestands zu verstehen, sondern als dynamisches Forschungsinstrument, das sich an internationale Standards anlehnt und offen für zukünftige Entwicklungen bleibt. Die Umfrage war ein erster Schritt, um die Perspektive der Nutzer:innen systematisch in die Entwicklung einzubeziehen. Weitere Evaluationen wie Usability-Tests von Prototypen der Bilddatenbank, können diesen Dialog vertiefen. Denn nur wenn Bilddatenbanken nicht nur technisch funktionieren, sondern auch intuitiv nutzbar sind, können sie ihr volles Potenzial als Werkzeuge der Forschung und Wissensvermittlung entfalten.

NADINE RADDATZ, M.A., war bis Oktober 2025 Dokumentarin in der Photothek des ZI und Mitarbeiterin im Projekt kunst.bild.daten

Georg Schelbert: Von den Fotoboxen ins Wissensnetz – noch ein Jahr bei „kunst.bild.daten“

Einst standen sie ausschließlich in geordneten Fotokästen: Abbildungen von Bauwerken und Kunstwerken, sortiert nach Orten und Namen – wie in einer riesigen analogen Landkarte der Kunst. Jetzt werden sie aus der statischen Struktur in ein vernetztes digitales System überführt, das neue Zusammenhänge sichtbar macht. So wird aus einem Archiv vergangener Epochen ein Werkzeug für die Forschung von morgen – und für alle, die neugierig auf Kunst und ihre (Medien-)Geschichte sind.

Mit der Initiative kultur.digital.strategie unterstützt das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst seit einigen Jahren Projekte, die Strategien und digitale Infrastrukturen für Wissenschafts- und Kultureinrichtungen entwickeln. Das Zentralinstitut für Kunstgeschichte war bereits in der ersten Förderrunde (ab 2021) mit MunichArtToGo erfolgreich – einer App, die Texte und Bilder zu Orten, Bauten und Persönlichkeiten des Münchner Kunstlebens mobil zugänglich macht.

Seit Ende 2023 läuft nun die zweite Förderphase – diesmal mit einem Vorhaben des Zentralinstituts, das zum Ziel hat, die Infrastruktur der Photothek neu aufzustellen und einen globalen Zugriff auf den bislang nur zu einem kleinen Teil über Google Arts&Culture online veröffentlichten Fotobestand zu ermöglichen. Zu diesem Zweck werden bereits vorhandene und zu erstellende Digitalisate, vor allem die fast 700.000 Objekte umfassenden Kataloginventare, zusammengeführt und über eine einheitliche Rechercheumgebung zugänglich gemacht: „kunst.bild.daten“.

Ordnung für die Fachwelt – in engen Grenzen

Die Photothek des ZI wurde ursprünglich mit dem Ziel aufgebaut, systematisch Bildmaterial zum kunsthistorischen Fachkanon und aktuellen Forschungsschwerpunkten zu sammeln. Ihre analoge Ordnung folgt einem klaren und kunsthistorisch etablierten System: Bauwerke werden topografisch, Kunstwerke nach Künstler*innennamen geordnet. Objekte ohne klare Zuordnung wie anonymes Kunsthandwerk oder hybride Gattungen stellen das System vor Herausforderungen und machen dessen Grenzen sichtbar. Sieht man einmal von zusätzlichen Katalogen, Verweiszetteln und ähnlichem ab, gibt es für jedes Foto in einem analogen Bildarchiv genau einen Platz und damit genau einen Zugangsweg

Schwerlastenregal mit grünen Pappschubern. Auf den Rücken der Schuber sind Etikette aufgeklebt.
Typische Anordnung des Materials in kunsthistorischen Fototheken: Sortierung nach Orten oder Künstler*innennamen in alphabetischer Reihenfolge. Ein Objekt kann immer nur an genau einem Platz stehen (Photothek des ZI, Foto: G. Schelbert)


Um die letztlich nicht befriedigende Enge der Ordnung zu erweitern, wurden Sonderabteilungen wie Kunsthandwerk oder Buchmalerei gebildet. Noch weiter verkomplizierte sich die Situation durch fortlaufend hinzukommende Bestände, vor allem Nachlässe und Schenkungen. Deren vorhandene Struktur, die früher nur in Ausnahmefällen erhalten blieb – wenn eine Sammlung einen klar abgegrenzten und zugleich in sich gut geordneten Bestand bildete, etwa die Kunsthandwerk-Fotografien von Erich Meyer (1897–1967) oder die Buchmalerei-Reproduktionen von Albert Boeckler (1892–1957) –, sollen nun grundsätzlich nicht mehr aufgelöst werden.

Die grundlegende Motivation für die Beibehaltung ursprünglicher Strukturen liegt darin, dass analogen Fotografien heute eine Bedeutung zukommt, die über die bloße Abbildung hinausgeht und beispielsweise auch wissenschaftsgeschichtliche oder technikgeschichtliche Aspekte umfassen. Uns interessiert heute, wer die Fotos besessen und geordnet hat, und ebenso, in welchem Kontext sie verwendet wurden. Aus diesem Grund werden nicht mehr nur Fotonachlässe übernommen, sondern ebenso Begleitmaterialien wie Aufnahmelisten, Korrespondenzen, Arbeitsnotizen u. a. In einzelnen Fällen sind Fotografien nur ein Teilbestand eines Konvoluts, wie etwa die Unterlagen der Kunsthandlung Julius Böhler in München, die zusammen mit Verkaufs- und Kundenkarteien Grundlage eines eigenen Forschungsprojekts bildeten.

Da es sich längst nicht mehr nur um eine Bildstelle handelt, sondern in der Photothek unterschiedliche Quellenmaterialien zusammenkommen, heißt die Abteilung folgerichtig „Photothek / Sammlungen“ und bildet außerdem mit dem Arbeitsgebiet Digital Humanities eine größere Einheit, die die Aufgabe besitzt, Konzepte und Umsetzungen für die analoge und digitale Bereitstellung von bildlichen und textlichen Quellen- und Forschungsmaterialien zu realisieren.

Paradigmenwechsel Digitalisierung

Im digitalen Raum entfällt der Zwang zu einer starren Ordnung. Bild- und Textdaten können nach verschiedenen Kriterien gefiltert und geordnet werden: etwa nach Entstehungsjahr, Fotografin oder Fotograf, Vorbesitz, Technik oder Standort. Digitalisierung und Internet ermöglichen daher nicht nur die permanente und ubiquitäre Verfügbarkeit, sondern eine Erweiterung des Zugriffs auf Daten hinsichtlich der Auswahl, Anordnung und Darstellung der Gegenstände. Hinzu kommt, dass Daten künftig nicht nur oder in erster Linie über Suchmasken und Downloads händisch abgerufen werden, sondern auch maschinell – etwa über Schnittstellen für Forschungsvorhaben, die Daten automatisch weiterverarbeiten, bspw. um sie mit weiteren Datenbeständen zu vergleichen.

Das Konzept des Projekts kunst.bild.daten ist bemüht, die Nachhaltigkeit, Transparenz und Eignung von Daten für Forschungskontexte zu fördern. So stellt das Projekt die (vorhandenen) Daten in den Mittelpunkt, nicht Software oder zentrale Anwendungen. Neben der Digitalisierung und Datenextraktion steht daher zunächst das Poolen von Daten (Erzeugung eines Data Lake) im Vordergrund. Die historisch gewachsenen Teildatenbestände der Photothek sind in ihrer Heterogenität in dieser ersten Projektphase kaum für eine zentrale Anwendung zu vereinheitlichen, sondern sollen erst einmal schrittweise analysiert und strukturiert werden.

Seerosen auf einem blauen Gewässer, Gemälde.
Data Lake: Pool, Teich und See als Metaphern für die vereinigte Datenmenge: Claude Monet, Seerosenteich 1906, The Art Institute of Chicago, IL, Mr. and Mrs. Martin A. Ryerson Collection, 1933.1157 (CC0 Public Domain Designation)

Als gegebenes Material stammen die Daten aus unterschiedlichen Quellen. Das waren in der Vergangenheit händisch gepflegte Daten in Tabellenform wie Excel oder Datenbanksysteme unterschiedlicher Ausprägung (z.B. Hida, APS oder Wisski). Dazu treten jetzt Daten, die durch Buchstabenerkennung (OCR) und deren Interpretation mit künstlicher Intelligenz (KI), aus den historischen Inventaren gewonnen wurden. Das über Jahrzehnte maschinenschriftlich geführte Kataloginventar verzeichnet fast 700.000 Fotos von 1947 bis 1999 und nennt zumeist nicht nur die abgebildeten Bauten und Kunstwerke, deren Autorschaft, Ikonografie, Datierung, Sammlung oder Inventarnummern, sondern auch Fotografinnen und Fotografen und die Herkunft des Fotos.

Diese Informationen sind der Schlüssel zum Verständnis der Struktur der Sammlung, ihrer Provenienzen und den damit verbundenen Forschungskontexten. Daher haben wir der Verarbeitung dieses Inventars im Projektverlauf eine besondere Priorität eingeräumt und geeignete Digitalisierungsverfahren entwickelt, die in einem weiteren Beitrag genauer vorgestellt werden.

Von Daten zu Strukturen und Vernetzung

Die Daten werden zunächst in ihrer ursprünglichen Struktur gespeichert. Bereits auf dieser Datengrundlage können Datenanalysen oder maschinelles Lernen greifen. Darüber hinaus können die Daten gezielt für die weitere Verarbeitung remodelliert, angereichert und verändert werden.

Auf der Ebene der gepoolten Daten handelt es sich fast ausnahmslos um „flache“ Fotoerfassungen, d.h. für jedes Fotoobjekt in der Sammlung gibt es einen Datensatz, in dem sich gleichermaßen Angaben zum Foto wie zum abgebildeten Gegenstand, dem Kunst- oder Bauwerk finden. Eine Erschließung, die für die kunsthistorische Forschung nützlich sein soll, muss hingegen auch die abgebildeten Werke in strukturierter Weise erfassen. Das geschieht durch weitere Transformationen und Nachverarbeitung der Daten, sowie den Abgleich mit einschlägigen Normdaten (GND, Wikidata) und führt zu Informationsbündeln, die für einen eigenständigen kunsthistorischen Knowledge Graph in Form einer Wikibase tauglich sind. Dieser wird als Wissensbasie, die auch von anderen Forschungsvorhaben genutzt bzw. angereichert werden kann, eine zentrale Rolle im zukünftigen Datenkonzept spielen.

Das Projekt ist ein gutes Stück weit ein exploratives Projekt. Wir loten zunächst aus, inwieweit vorhandene oder maschinell aus analogen Beständen erzeugte Daten in einer bisher nicht gekannten Weise zusammengeführt und in verschiedenen Schritten durchsuchbar gemacht, kontrolliert sowie bereinigt und schließlich neu strukturiert werden können. Idealerweise sollen die in der Photothek (und anderswo) im ZI gelagerten Bilder und Dokumente nicht nur nach klassischen Bildgegenständen befragt werden können, sondern ebenso nach der Herkunfts- und Nutzungsgeschichte dieser Dokumente, einschließlich der Fotografie- und Mediengeschichte, oder nach dem Forschungsstand und -geschichte des jeweiligen Themenfeldes. Gleichzeitig arbeiten wir daran, eine Infrastruktur einzurichten, die die Pflege und Erweiterung des eigenen Datenbestands ermöglicht, zugleich aber mit anderen fachbezogenen Wissensbeständen derart verbunden ist, dass keine unproduktiven Datensilos oder überflüssige Doppelungen entstehen. Welche Herausforderungen hier begegnen und welche Lösungswege wir hier beschreiten, werden wir in weiteren Beiträgen darstellen.

Dr. GEORG SCHELBERT ist Leiter der Photothek/Sammlungen und Digital Humanities am ZI. Er leitet das Projekt kunst.bild.daten.

Georg Schelbert über die Dias der Münchner Kunstgeschichte

Trennung und Wiedersehen

Jahrzehntelang waren großformatige Glasdias das visuelle Medium in den Vorlesungen der Kunstgeschichte. Viele Universitätsinstitute wie in Bonn, Berlin, Frankfurt, Halle oder Hamburg besitzen solche Bestände, die bald analog zur Bibliothek Diathek genannt wurden, bis heute. In München hingegen galten sie lange Zeit als verschollen, ja gerieten völlig in Vergessenheit. Jetzt sind sie in der Photothek des ZI.

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