„Betrifft: ‚Große Kunstausstellung‘ im Frühjahr 1949“ – Julia Reich über neue Primärquellen zum Münchner Ausstellungsbetrieb der frühen Nachkriegszeit

München, Haus der Kunst, 8. September 1949: Vor einem abstrakten Werk von Ernst Wilhelm Nay steht Pfeife rauchend der Maler Adolf Hartmann (1900–1972), Präsident der Ausstellungsleitung München e.V., umringt von gut gelaunten Kollegen und Honoratioren. Sie eröffnen die erste Große Münchner Kunstausstellung nach Kriegsende. Viele der Künstler*innen, die insgesamt mehr als 500 Werke zeigten, waren unter der nationalsozialistischen Diktatur zwölf Jahre lang als „entartet“ diffamiert worden, etwa Max Beckmann, Otto Dix, Karl Schmidt-Rottluff, Karl Caspar und dessen Frau Maria Caspar-Filser.

Eröffnung der Großen Münchner Kunstausstellung 1949, 8.9.1949, Fotograf*in unbekannt, Archiv des Künstlerverbund im Haus der Kunst e.V., 7, GKA 1949, Dokumentation (GKA 1949, Archiv 9. Sept. 1949 – 19. Nov. 1949, Postkarten etc.)

Doch wie war es zu dieser Ausstellung an diesem Ort gekommen – im ehemaligen „Haus der Deutschen Kunst“, wo noch kurz zuvor die nationalsozialistischen Propagandaschauen Große Deutsche Kunstausstellung (GDK) stattgefunden hatten? Einen Hinweis gibt dessen Namenszusatz auf dem offiziellen Briefpapier: „Haus der Deutschen Kunst (Neuer Glaspalast)“. Im ursprünglichen, zwischen Luisenstraße und Stachus gelegenen Glaspalast hatte die Münchner Künstler*innenschaft seit Mitte des 19. Jahrhunderts ihre selbst jurierten und autonom organisierten Jahresschauen präsentiert. Nach dessen Brand am 6. Juni 1931 fanden sie unter Regie des neugegründeten Vereins Ausstellungsleitung München e.V. noch bis 1944 an wechselnden Orten in München statt – zunächst im Bibliothekbau des Deutschen Museums und in der Neuen Pinakothek, ab 1938 im Maximilianeum. Sie waren seit 1933 jedoch ebenso gleichgeschaltet wie die GDK im eigentlich den Künstler*innen versprochenen Neubau am Südende des Englischen Gartens.

Eröffnung der Münchner Kunstausstellung 1940 mit Gauleiter Adolf Wagner (1890–1944) und einem Spalier aus Ehrenjungfrauen, 1.5.1940, Fotograf*in unbekannt, Archiv des Künstlerverbund im Haus der Kunst e.V., 25, Münchener Kunstausstellung 1940 Maximilianeum

Doch jetzt, wenige Jahre nach Ende der Diktatur, machte die Münchner Künstler*innenschaft ihren Anspruch auf den „Neuen Glaspalast“ geltend, der ihnen so lange verwehrt worden war. Engagierte Münchner Künstler*innen hatten bereits 1946 ihre während des NS aufgelösten Vereine Münchener Secession und Münchner Künstlergenossenschaft reaktiviert; ehemalige Mitglieder der verbotenen Neuen Secession und Juryfreien gründeten die Neue Gruppe mit Adolf Hartmann als Präsident. In der Folgezeit arbeiteten sie hartnäckig auf das Comeback ihrer freien Jahresausstellungen hin. Zunächst gelang es den drei Gruppierungen, 1947 und 1948 in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus auszustellen. Parallel lud der Direktor des Hauses der Kunst, Peter Ade (1913–2005 | 1946–1982 Direktor), im Sommer 1948 Münchner Künstler, Museumsdirektoren, Kunsthistoriker, aber auch Akademieprofessoren aus Karlsruhe, Düsseldorf und Hamburg zu einem Beirat ein, der für 1949 eine „Große Kunstausstellung“ organisieren sollte, „die von allen Künstlern Deutschlands beschickt werden kann“ – eine Art Amalgam aus dem landesweiten Anspruch der GDK und den traditionellen Großen Münchner Kunstausstellungen seit 1869.

Einladung der Direktion Haus der Kunst München (Peter Ade) zur Besprechung der Großen Kunstausstellung 1949, 22.10.1948, Archiv des Künstlerverbund im Haus der Kunst e.V., 27, GKA 1949, Korrespondenz, Organisatorisches (Kunstausstellung 1949)

Als sich bei den Sitzungen im Herbst jedoch unter anderem der Direktor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Eberhard Hanfstaengl (1886–1973 | 1945–1953 Direktor), gegen die unter den Nationalsozialisten verbotene und schon zuvor immer wieder umstrittene Künstlerjury aussprach, handelten die Maler schnell: Sie reaktivierten noch im Dezember 1948 die Ausstellungsleitung, die um 1941 aufgelöst oder „gelöscht“ worden war (die Quellenlage hierzu ist uneindeutig) und es gelang ihnen, in enger Kooperation mit Ade die Großen Münchner Kunstausstellungen wieder aufleben zu lassen.

Satzung der Ausstellungsleitung München e.V., 15.12.1948, Archiv des Künstlerverbund im Haus der Kunst e.V., 479, Ausstellungsleitung, Protokolle, Nr. 1-95, 1948-1959 (Protokolle AL 1-95) [Ausschnitt]
Satzung der Ausstellungsleitung München e.V., 15.12.1948, Archiv des Künstlerverbund im Haus der Kunst e.V., 479, Ausstellungsleitung, Protokolle, Nr. 1-95, 1948-1959 (Protokolle AL 1-95)

Der auch in der Satzung der Ausstellungsleitung vom 15.12.1948 verankerte Anspruch, sowohl die Großen Münchner Kunstausstellungen als auch eine deutlich an die GDK angelehnte „Deutsche Kunstausstellung in München (Nachfolgeschaft des Glaspalastes)“ zu veranstalten, wurde erst in den 1950er Jahren fallen gelassen.

Zahlreiche Quellen aus dem Archiv des Künstlerverbund im Haus der Kunst e.V. veranschaulichen den logistischen Aufwand, der nötig war, um im „chaotischen Dazwischen“ der frühen Nachkriegszeit einen geregelten Kunstbetrieb in Gang zu setzen: Im noch von US-Militär besetzten Gebäude wurde um jeden einzelnen Ausstellungsraum gerungen, es mangelte an Geld und Papier. Zunächst mussten potentielle Teilnehmer*innen überhaupt erst lokalisiert werden, da ihre Ateliers zerstört und Wohnungen zerbombt waren oder die Maler*innen, Graphiker*innen und Bildhauer*innen vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten geflohen waren. Manche lebten wie Max Beckmann im Ausland, andere in der Peripherie (Otto Dix) oder waren unbekannt verzogen. Auf einer 17 Seiten langen „Aufnahme-Liste“ wurden ab Juni 1949 Namen, Sparten und Adressen gesammelt.

Die gezeigten Werke, die Fotografien der Eröffnung, und auch das öffentlich geäußerte Selbstverständnis der Künstler*innen suggerierten zwar eine klare Abgrenzung vom gleichgeschalteten, kontrollierten Ausstellungsbetrieb während des Nationalsozialismus. Das Narrativ eines kompletten Neubeginns in der vielbeschworenen „Stunde Null“ erweist sich jedoch als nicht haltbar, denn es gab viele Kontinuitäten – teils sogar über den NS hinaus.

Bei der Organisation der Schau knüpfte man direkt an bewährte Strukturen an – kollegiale Netzwerke, professionelle Expertise und reichlich Erfahrung, um das Projekt erfolgreich in die Tat umzusetzen, waren durchaus vorhanden: Der „Schriftwart“ Carl Theodor Protzen war bereits in den 1930er Jahren in derselben Position tätig, ebenso der alte und neue Geschäftsführer Ernst Neumann. Maler wie Max Unold oder Julius Diez hatten sich, teils noch in der Weimarer Republik, in der „AL“ aktiv engagiert. An der Ausstellung 1949 beteiligte sich zudem eine ganze Reihe von Künstler*innen, die ein- oder sogar mehrfach bei den GDK ausgestellt hatten; dies führte allerdings erst in den frühen 1950er Jahren zu (teils massiven) Konflikten.

Zur Ausstellung, die auch ein gesellschaftliches und kulturelles Großereignis war, kreierte das Restaurant im Haus der Kunst ein eigenes Menü – das Deckblatt der Speisekarte nutzte die Monumentalität des Gebäudes so unkritisch-geschichtsvergessen wie wirkungsvoll als gestalterisches Element. Die abgebildete, ikonische Fassadenansicht ähnelt nicht nur Otto A. Hirths Ölgemälde Das Haus der Deutschen Kunst und sein geplanter Ergänzungsbau, das auf der GDK 1940 gezeigt wurde, sondern entspricht, grafisch minimal reduziert und spiegelverkehrt, auch fast winkelgenau den Fotografien des Hauses der Deutschen Kunst, die jeweils zu Anfang der GDK-Kataloge abgebildet waren.

Speisekarte des Ausstellungs-Restaurants, 1949, Archiv des Künstlerverbund im Haus der Kunst e.V., 7, GKA 1949, Dokumentation und Verschiedenes (Archiv 9.9.1949 – 19.11.1949 Postkarten etc.)
Das Haus der Deutschen Kunst in München, in: Große Deutsche Kunstausstellung 1937 im Haus der Deutschen Kunst zu München, 18. Juli bis 31. Oktober 1937, München 1937, S. 6, Foto: Jaeger u. Goergen München | https://digishelf.de/objekt/PPN605217890_193700/11/

Auch andere Gepflogenheiten ähnelten stark denen der Großen Deutschen Kunstausstellungen: Die Besucher*innen konnten neben einem Katalog auch Postkarten mit Werken prominenter Künstler*innen erwerben – etwa Karl Schmidt-Rottluffs 1932 entstandenes Gemälde Zwiebeln, das wiederum die ganze Ambivalenz verdeutlichte: Der Münchner Galerist Günther Franke hatte es als Leihgabe zusammen mit vielen weiteren Werken von unter den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamierten Maler*innen für die Schau beigesteuert.

Nach der erfolgreichen Premiere 1949 spielte sich der Betrieb zusehends ein, und bereits Mitte der 1950er Jahre hatten sich die Ausstellungsleitung München e.V. und ihre beiden Ausstellungsreihen, die jährlichen Großen Münchner Kunstausstellungen und die Sonderausstellungen zu verschiedensten Themen, etabliert. Es folgten zahlreiche Schauen zur klassischen Moderne, legendäre Präsentationen wie Picasso 1955 und die erfolgreichen Ägypten-Ausstellungen der 1970-/80er Jahre. Auch der berühmte Münchner Künstlerfasching wurde bis 1974 von der Ausstellungsleitung organisiert.

TIPP


Umfangreiche Primärquellen zu all diesen Aspekten enthält das Archiv des Künstlerverbund im Haus der Kunst e.V. (Nachfolgekörperschaft der Ausstellungsleitung München e.V.). Eine kommentierte Auswahl daraus ist erstmals öffentlich noch bis 25. Juli 2025 in der Ausstellung Die Unterlagen befinden sich im Zustand der Ablage. Poesie und Verwaltung aus dem Archiv des Künstlerverbund im Haus der Kunst e.V. im Zentralinstitut für Kunstgeschichte zu sehen.

JULIA REICH, M.A., forscht zur Ausstellungsleitung München e.V. und hat den kunsthistorischen Teil der Ausstellung Die Unterlagen befinden sich im Zustand der Ablage. Poesie und Verwaltung aus dem Archiv des Künstlerverbund im Haus der Kunst e.V. kuratiert. Die Ausstellung ist vom 19.3. bis 25.7.2025 im Zentralinstitut für Kunstgeschichte zu sehen. Zur Ausstellung ist ein gleichnamiger Katalog erschienen.

Ann-Kathrin Fischer über „Der David hat Verspätung“ – Statuen nach Michelangelo in der Druckgraphik der Frühen Neuzeit

Schon gesehen?

Die Ausstellung Michelangelo 550! Bilder des ‚Göttlichen‘ in der Druckgraphik, die von Januar bis März 2025 im Zentralinstitut für Kunstgeschichte gezeigt wurde, ist nun dauerhaft digital über die Deutsche Digitale Bibliothek zu erleben.
Die virtuelle Ausstellung beleuchtet die Rezeption Michelangelos in der Druckgraphik seit dem 16. Jahrhundert und zeigt, wie sich seine Werke sowie sein Künstlerbild in druckgraphischen Medien verbreiteten und wandelten.
Der folgende Blogbeitrag ergänzt insbesondere Sektion IV der Ausstellung.

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Mimesis or Ecology? Alexandra Masgras and Linn Burchert on Bauhaus Ecologies at the Bauhaus Museum Dessau

Since the Bauhaus centennial in 2019, academic and popular interest in what is often hailed as the world’s most famous design school has flourished. Arguably, the institution’s plight at the hands of right-wing municipal governments and later of the ruling Nazi party generated interest in several aspects of the Bauhäuslers’ practice identified as progressive. Their internationalism, the struggle against tradition and convention, as well as their gender-bending practices have all received renewed attention in recent years. The exhibition Bauhaus Ecologies held at the Bauhaus Museum Dessau (4 April – 2 November 2025) advances this line of inquiry by investigating the school’s engagement with what is now broadly defined as ecological thinking. Curated by Regina Bittner and Vera Lauf of the Stiftung Bauhaus Dessau, Bauhaus Ecologies showcases some of the latest academic research into the Bauhäuslers’ engagement with natural form and back-to-the-land practices, which assimilates well to contemporary notions of environmentalism. By the organizers’ own estimations, the exhibition “explores approaches to ecological thinking in modern design.” As this statement implies, the display favours a genealogical over a historical lens, by showcasing several areas of artistic practice that prefigure contemporary trends in bio-design and sustainability. While this curatorial approach highlights the Bauhaus’ much-lauded prescience and contemporary relevance, it is less effective in charting the school’s relation to the cultural, scientific, and political ambivalences of the emerging environmental discourses of the early twentieth century.

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Leila El-Dwaik über Fritz Schwimbeck und seine unheimlichen Buchillustrationen

Der Friedberger Künstler Fritz Schwimbeck (1889–1972), schuf zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Reihe beeindruckender graphischer Werke. Im Umfeld der Münchner Kunst- und Literaturszene war er nach seinem Studium der Architektur und Kunstgeschichte als freischaffender Künstler tätig (Ilda Mutti: L`opera grafica di Fritz Schwimbeck, Bergamo 1984/85, S. 3–4). Geprägt von seinen persönlichen Kriegserfahrungen, Krankheit, Schmerz und Tod verarbeitete der Künstler in seinen Zeichnungen regelmäßig Motive des Unheimlichen und des Grotesken (Alice Arnold-Becker: Unheimlich. Die Kunst von Fritz Schwimbeck, Friedberg 2023, S. 7). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts widmeten sich einige Künstler*innen ähnlichen Motiven und Themen, die auch Schwimbeck inspirierten – so besaß er beispielsweise illustrierte Werke Alfred Kubins (1877–1959). Zudem wurde Schwimbeck durch phantastische Literatur wie Shakespeares Macbeth (1606) (Abb. 1) oder Bram Stokers Dracula (1897) angeregt (Arnold-Becker 2023, S. 8–50).

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Lust auf Verschlusssachen? Ann-Kathrin Fischer und Martin Stahl über besondere Bücher aus dem Bibliotheksbestand des ZI

Unter dem Motto „Wissen. Teilen. Entdecken“ fand am 4. April 2025 in München zum ersten Mal die „Nacht der Bibliotheken“ statt, an der sich auch das Zentralinstitut für Kunstgeschichte mit seiner Bibliothek beteiligte. Ann-Kathrin Fischer, Kunsthistorikerin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Direktion am ZI, und Martin Stahl, Bibliothekar und verantwortlich für die Benutzungsdienste unserer Bibliothek, stellten zu diesem Anlass ihre persönlichen Favoriten aus dem Bestand der ZI-Bibliothek vor. 

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Ulrich Pfisterer über „Michelangelo ist der Grösste!” Ein farbiger Handkupferdruck der Firma Braun & Co. (nach 1913)

Der große Michelangelo sollte die Kunstdruckanstalt Braun & Co. im Elsass retten. Und zwar in Gestalt eines kolorierten Handkupferdrucks mit der Szene der Erschaffung Adams von der Sixtinischen Decke – angesichts der imposanten Maße von 135 x 65 cm eine drucktechnisch-handwerkliche Meisterleistung (Abb. 1). Wie kam es dazu?

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Frederick Crofts & Davide Martino on “The Age of Neptune”: Art and the Power of Water, c. 1520–1650

Our research project uncovers the forgotten Neptunomania which seized European courts and cities from the early sixteenth to the mid seventeenth century. Since Aby Warburg’s inchoate formulation of “The Age of Neptune” in his Bilderatlas Mnemosyne, which can be seen here, a systematic study of this craze for water-god imagery has never been undertaken. Building on explorations of the agentive and affective qualities of images and the afterlife of the classical tradition, as well as the link between the fashioning of state power and the emergence of the new philosophies, our ultimate aim is to reframe our understanding of the early modern period as “The Age of Neptune”.

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Cosima Dollansky über Kunsthandel und Filmkunst: Wenn Handelsware zur Requisite wird

Kunsthandelsquellen wie die Karteikarten und Fotomappen der Kunsthandlung Julius Böhler in München und der Kunsthandel AG in Luzern gelten heute als wertvolle Ressourcen für die Erforschung des historischen Kunstmarkts und die Rekonstruktion von (Privat-)Sammlungen. In erster Linie sind sie derzeit aber von essenzieller Bedeutung für Provenienzforschung und die Aufklärung von unrechtmäßigen Entzugskontexten. Doch zwischen den rückseitig auf den Karteikarten notierten Einträgen zu Angeboten und Verkäufen wurden gelegentlich auch Leihgaben an Filmproduktionsgesellschaften gelistet.

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Wanderstraßen der Antike. Ann-Kathrin Fischer über die (ikonographischen) Darstellungsspielräume der Figur des Herkules in der Druckgraphik

Die Ausstellung „Wanderstraßen der Antike. Gedruckte Bilderschätze der Frühen Neuzeit“ ist bis zum 10. Januar 2024 am ZI in München zu sehen.

Bernard de Montfaucon folgt in seinem L‘Antiquité expliquée – einer „Bilder-Enzyklopädie“ von Antiken-Darstellungen, die von 1719 bis 1724 in 15 Folio-Bänden und mit über 1.000 Kupferstich-Tafeln in Paris publiziert wurde – auch den „Wanderstraßen“ (vgl. Blogbeitrag: Timo Strauch über „Wanderstraßen der Antike“ (11.12.2024)) der Herkulesdarstellungen. In zehn Kapiteln des zweiten Bandes werden ganze 88 Darstellungen des Heros gezeigt. Sie reichen vom jungen Herkules mit der Schlange (Taf. 123) bis hin zum Herkules Farnese (Taf. 125). Ergänzend dokumentieren zahlreiche Abbildungen seine Heldentaten (Taf. 126, 127, 131–133). Weitere stellen Herkules in seiner Funktion als Musagetes, den Gefährten und Beschützer der Musen, dar wie Taf. 137, die später in der im Umfang reduzierten deutschen Ausgabe von 1757 wiederholt wird (Abb. 1).

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Timo Strauch über Wanderstraßen der Antike

Die Ausstellung „Wanderstraßen der Antike. Gedruckte Bilderschätze der Frühen Neuzeit“ ist bis zum 10. Januar 2024 am ZI in München zu sehen.

Dicht gedrängt und in strahlendem Weiß präsentieren sich die Gipsabgüsse hunderter antiker Kunstwerke im nördlichen Lichthof des Hauses der Kulturinstitute und vermitteln den Besucher*innen gleichsam handgreiflich die Bedeutung, welche der Kenntnis und der Vertrautheit mit diesen Abbildern von Göttern, Helden und Themen der Kulturen des Altertums schon immer zugemessen wurde. Viel länger als der wegen seiner Fertigungsweise echte Originaltreue garantierende Abguss dienten dazu allerdings die verschiedenen Erscheinungsformen der Druckgrafik, von denen nun eine exemplarische Auswahl in der von Ulrich Pfisterer und Ann-Kathrin Fischer kuratierten Vitrinenausstellung Wanderstraßen der Antike. Gedruckte Bilderschätze der Frühen Neuzeit gezeigt wird (Abb. 1).

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