EVA BLÜML
„Das ZM verfügt über einen großen Leitz Projektor und einen Leitz-Parvo11-Bildwerfer für Kleinformate. Die Anschaffung eines Lesegerätes für Mikrofilm ist vorgesehen“ [Jahresbericht ZI 1949-50, S. 8]. Technik ist schon seit der Gründung des Zentralinstituts für Kunstgeschichte, damals noch ZM, ein Thema: so bedienten sich die Kunsthistoriker*innen am ZM aktueller Technologien, um die Grundlagen für eine zeitgemäße kunsthistorische Forschung zu schaffen, ihre Objekte möglichst handhabbar zu machen und allerlei Dokumente zukunftssicher zu archivieren.
Besonders in den ersten Jahren nach der Gründung werden Neuanschaffungen technischer Geräte in den Jahresberichten dokumentiert. Dort lässt sich der Entwicklungsprozess der Technik und der Wandel der Arbeitspraxis nachverfolgen. Wie sieht also die Geschichte der technischen Ausstattung in den 75 Jahren des Bestehens des Zentralinstituts für Kunstgeschichte aus?
Lärmschutzmaßnahmen notwendig? – Kunstgeschichte für alle Sinne
„In der Zeit vom 1. – 16. September wurde eine Revision in der Bibliothek durchgeführt. Von den – erfreulich wenigen – vermißten Büchern wurde eine hektographierte Liste an die Besucher verteilt, auf Grund derer sich über die Hälfte der Bücher wieder einfand.“ [JB ZI 1951-52, S. 5]. Die mittels einer Matrize vervielfältigte Bücherliste muss auch ein olfaktorisches Erlebnis gewesen sein: der unangenehme Geruch der Blätter allein – hervorgerufen durch Lösungsmittel – könnte schon als Motivation zur Rückgabe der Bücher gewirkt haben. Auch 1988 wurde im ZI noch mit Schreibmaschinen gearbeitet. Für 48 Mitarbeiterinnen kam man mit 15 elektronischen Schreibmaschinen aus [JB ZI 1988, S. 9]. Aber bereits vier Jahre später lösten die ersten PCs die Schreibmaschinen ab [JB ZI 1992, S. 5].
Auch vor den Lesesälen des ZI machte der technische Wandel nicht Halt. „Das immer gängiger werdende Arbeiten mit Laptop-PCs und die sich für die nahe Zukunft abzeichnende Nutzung elektronischer Kataloge und Literatur“ machte Überlegungen über eine „Neukonzeption der Lesebereiche“ und „evtl. notwendige Lärmschutzmaßnahmen“ erforderlich, offensichtlich gab es bezüglich des „Lärms [von Lüftern und Tastaturen]“ Bedenken [JB ZI 1993 – 1996, S. 15]. Trotz ihrer von manchen vielleicht also als störend empfundenen Lautstärke setzte sich das Arbeiten an Laptops in den Lesesälen durch: neben drei festen Arbeitsplätzen mit Internetzugang im großen Lesesaal wurden 1999 im kleinen Lesesaal acht Arbeitsplätze eingerichtet, an denen eigene Laptops an das Internet angeschlossen werden konnten [JB ZI 1999, S. 15].
Vielfältige Vervielfältigungsmöglichkeiten
Neben Geräten zur Text(v)erarbeitung kamen auch Geräte für die Vervielfältigung von Texten zum Einsatz. Mit einem 1956 angeschafften Lumoprint-Kopiergerät ließen sich Manuskripte, maschinenschriftliche Dissertationen und schwer zu beschaffende Druckwerke für die Bibliothek kopieren [JB ZI 1956 – 1957, S. 8/JB ZI 1957-58, S. 8]. Später konnten auch Nutzer*innen mit einem Selbstbedienungskopiergerät Literatur reproduzieren „(Preis Pro DIN-A-4-Seite DM -,20)“ [JB ZI 1970, S. 2]. Da viele der Bücher allerdings „durch das unkontrollierbare Selbstkopieren der Benutzer“ Schaden genommen hatten, wurde das Selbstbedienungskopiergerät 1984 abgeschafft. Um Kopien weiterhin als Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen, ermöglichte der „Verein der Freunde des Zentralinstituts e.V.“ eine Kopierstelle, die kostenpflichtige Kopiebestellungen ausführte [JB ZI 1984, S. 11]. Heute können an Bookeye-Buchscannern digitale Reproduktionen von Fachliteratur von Nutzerinnen selbst erstellt werden – kostenfrei.
Neben den Kopiergeräten war und ist auch Mikrofilm eine Möglichkeit zur Text- und Bildreproduktion. Wann das Lesegerät für Mikrofilme, dessen Anschaffung 1949/50 geplant war, am ZI einzog, ist nicht dokumentiert. In den Jahresberichten wird erst 1977 von der Anschaffung eines Microfiche-Lesegeräts berichtet [JB ZI 1977, S. 3]. Dieses konnte beispielsweise zum Lesen des alphabetischen Hauptkatalogs der Bibliothek verwendet werden, der 1982 mit je 1368 Karteikarten auf 199 Microfiches im K.G. Saur-Verlag KG erschien, und für 2800 DM erworben werden konnte [JB ZI 1982, S. 5].
Ende der 70er Jahre erwarb die Photothek erstmals Abbildungen auf Microfiche zur Erweiterung ihrer Sammlung, etwa den Marburger Index zur deutschen Topographie, und dazu das entsprechende Lesegerät [JB ZI 1979, S. 29]. Zehn Jahre später erlaubten Microfiche-Readerprinter, Microfiches gleichzeitig am Gerät zu lesen, einzelne Blätter zu vergrößern und auszudrucken. Der 1993 angeschaffte Microfiche-Readerprinter [JB ZI 1993 – 1996, S. 16] ist das letzte Microfiche-Gerät, das in den Jahresberichten erwähnt wird: Es steht auf Ebene 1 im Bereich der Photothek – und wird auch heute noch genutzt.
Die Zeiten, in denen für Vorträge Leitz-Bildwerfer verwendet wurden, sind längst vorbei. Nicht zuletzt während der Pandemie wurden für digital und hybrid angebotene Vorträge und Veranstaltungen neue technische Geräte angeschafft. Allerdings werden diese nicht mehr in den Jahresberichten aufgezählt: Hat man sich an die ständige Anpassung der technischen Ausstattung gewöhnt?
EVA BLÜML, B.A., ist wissenschaftliche Hilfskraft der EDV am Zentralinstitut für Kunstgeschichte.